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[Übersicht der Interviews]
Flowing Tears & Withered Flowers
Die Newcomer-Band Flowing Tears & Withered Flowers legen mit "Swan-songs" ihr Debut-album vor, das dem Bereich Gothic-Metal zugeordnet werden kann. JESTER`S NEWS führte ein Interview mit Benjamin Buss, Gitarrist der Band.
? Da Euch die meisten Leser nicht kennen dürften stellt Ihr Euch am besten mal selbst vor.
Also, unser aktuelles Line-Up ist nicht mehr genau das, das die CD eingespielt hat. Wir haben mit Eric Hilt einen neuen Drummer und mit Matthias Trennheuser einen neuen Keyboarder. Sänger Manfred Bersin und Bassist Frédéric Lesny sind, genau wie ich, von Anfang an dabei. Wir mußten das Line-Up der CD einfach umstellen, da ich auf "Swansongs" sowohl die Gitarren als auch die Keys eingespielt hatte, was live natürlich nicht durchführbar gewesen wäre. Ansonsten ist vielleicht noch erwähnenswert, daß wir alle noch recht jung sind (Durchschnitt bei etwa 20 Jahren), so daß noch nicht alle Hoffnung verloren ist, daß wir irgendwann noch mal gut werden...
? Wie habt Ihr Euch eigentlich kennengelernt und wie ist die Band entstanden?
Kennengelernt haben wir uns eigentlich alle aufgrund des ähnlichen Musikgeschmacks. Die Idee mit der Band kam dann mehr oder weniger von selbst. Wir hatten vorher alle in anderen Bands gespielt und haben dann irgendwann einmal projektmäßig Songs geschrieben und mit einem Vierspurgerät aufgenommen. Nach und nach wurde dann halt eine "richtige" Band daraus.
? Flowing Tears & Withered Flowers ist ein ziemlich ungewöhnlicher Bandname. Wie seid Ihr darauf ge-kommen?
Schwer zu sagen...der Name stand eigentlich von Anfang an fest, die Idee kam von unserem Sänger Manfred. Mittlerweile finden wir den Namen nicht mehr so toll, da er zum einen etwas zu klischeemäßig `rüberkommt, und zum anderen einfach ein wenig zu lang ist. Aber egel, wir haben uns daran gewöhnt, die "Band mit dem komischen langen Namen" zu sein.
? Die Musik auf "Swansongs" baut durch den Wechsel von balladesken Pianoteilen und harten, langsamen Metal-Passagen eine eigene Atmosphäre auf. Wie würdet Ihr diese Atmosphäre selbst charakterisieren?
Das ist für mich sehr schwer zu beantworten...Wir versuchen, mit unseren Songs Gefühle durch Musik auszudrücken, und die Gefühle, die von der Musik beschrieben werden, sind eher negativer Natur, was eigentlich logisch ist, da man Dinge wie z.B. Freude von selbst äußert. Daher ist es schwer, von einer einheitlichen Atmosphäre zu sprechen. Klar, die Grundstimmung ist recht düster und depressiv, aber ich denke, daß auch andere Gefühle zur Geltung kommen.
? Dazu paßt dann auch das Cover der CD, das einem das Gefühl von Einsamkeit vermittelt, seht Ihr das auch so?
Ich denke schon, daß der Baum irgendwo eine Art Symbol ist für Isolation und Einsamkeit; übertragen vielleicht auf die Einsamkeit des Individuums in unserer modernen Gesellschaft. Auf der anderen Seite wirken aber die z.B. Farben, etwa die des Hintergrunds, eher warm und hoffnungsvoll, also durchaus auch positiv.
? Vereinzelte Stellen/Passagen, z.B. die Anfangs-sequenz von "Flowers in the rain" und "Waterbride" verleiten den Zuhörer zum Träumen, doch dann folgt ein nahezu brutaler Stilwechsel, der eine düstere und fast schon bedrohliche Stimmung vermittelt. War da beab-sichtigt, oder geht das nur mir so?
Nein, das Wechselspiel zwischen verträumten Parts und harten, melancholischen Teilen soll genau solche Reaktionen hervorrufen, wir verwenden das fast schon im Stil klassischer Tonmalerei, d.h. wir stellen bewußt Textinhalte durch die Musik dar, was eben oft genau dadurch geschieht - man wacht halt aus einem Traum auf. Was unsere neuen Songs betrifft geht's wohl eher in die ruhigere Ecke, d.h. wir legen noch mehr Wert auf den Aufbau von Atmosphäre. Uns schwebt vor, allein durch die Musik eine extrem starke Atmosphäre aufzubauen, was uns auf "Swansongs" meiner Meinung nach höchstens ansatzweise gelungen ist. Band wie Dead can dance oder Neurosis verstehen das sehr gut. Wahrscheinlich werden wir auf der nächsten CD mit einer Sängerin arbeiten, um im ruhigeren Bereich mehr Ausdrucksmöglichkeiten zu haben.
? Welche Gefühle haben Euch zum Schreiben von "Arion" angeregt? Der Zuhörer kann hier meiner Meinung nach seinen eigenen Gedanken freien Lauf lassen.
Eine interessante Frage...eigentlich ist es so, daß ich in dem Moment, in dem ich ein Stück schreibe oder einen Text verfasse, gar nicht so genau weiß, was ich zum Ausdruck bringen will, oder über was ich schreiben will. Ich setze mich einfach hin und denke nicht darüber nach, was ich warum tue. So entstehen zumindest die Rohfassungen. Erst nach und nach merke ich dann, was ich überhaupt ausdrücken wollte, und entdecke mehr und mehr Dinge, die ich unbewußt verarbeitet habe...deshalb ist es auch schwer zu sagen, welches konkrete Gefühl mich zu "Arion" inspiriert hat. Der Song ist sowohl von der Stimmung als auch von der Harmonie eng mit "Flowers in the rain" verbunden, ein Song, der grob umrissen von den Schattenseiten des Älterwerdens und den damit verbundenen Entscheidungen handelt. Ich persönlich finde in der Stimmung von "Arion" entfernt eine Art unterschwelliger Trauer über Dinge, die man getan hat, und nicht mehr rückgängig machen kann. Aber im Prinzip hast du recht: Gerade "Arion" eignet sich gut zum Abschalten und dazu, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen.
? Alle Songs (außer "Arion") haben eine ungewöhnlich lange Spielzeit, welche die Lieder kaum radiotauglich erscheinen lassen. Konzentriert Ihr Euch also mehr auf den Verkauf des Albums, als darauf, eine kommerziell erfolgversprechende Auskopplung zu veröffentlichen?
Meiner Meinung nach ist unsere Musik grundsätzlich zu speziell, um den Massengeschmack treffen zu können, was auch absolut nicht unser Ziel ist. In erster Linie machen wir die Musik für uns selbst, um unsere Gefühle äußern zu können. In dem Moment, in dem wir ein Stück arrangieren, spielt die eventuelle kommerzielle Verwertbarkeit keine Rolle, was aber umgekehrt auch heißt, daß es nicht ausgeschlossen ist, daß es irgendwann einmal ein kurzes Flowing Tears & Withered Flowers Lied geben wird. Die Länge der Songs kommt wahrscheinlich daher, daß das Tempo unserer Lieder, der depressiven Stimmung entsprechend, recht langsam ist, und die Songs soher von vornherein ziemlich lang sind. Wir sind aber im Studio selbst immer wieder geschockt, wenn wir beim Endmix sehen, daß es mal wieder 9 min sind. Aber zrück zu deiner Frage: Ich denke, daß die Leute, denen unsere Musik gefällt, sich kaum danach richten, ob das jetzt im Radio läuft oder nicht. Sicher, wir verbauen uns damit Promotionmöglichkeiten, aber diesen Nachteil müssen wir akzeptieren. Unsere neuen Songs werden übrigens trotz allem etwas kürzer - allerdings noch weit weg von einer 4 1/2 min Single. Ich habe übrigens schon Aufnahmen von "Flowers in the rain" in voller Länge geschickt bekommen, die z.B. in Slowenien im Radio gelaufen sind.
? Was meint Ihr zu der Aussage, daß sich auch Fans von Paradise Lost für "Swansongs" interessieren dürften?
Der Vergleich ist irgendwo schon berechtigt, wenn ich auch finde, daß wir zumindest mit den neueren Paradise Lost Sachen gar nichts zu tun haben, mit den älteren Sachen aber schon. Grundsätzlich sehen wir uns nicht so ganz dem Metal-Lager zugehörig, was vielleicht nicht ganz verständlich ist, da "Swansongs" doch recht metallastig ist. Unser neueres Material wird allerdings kaum noch in diesen Rahmen passen.
? Sind schon konkrete Pläne für dieses Jahr vorgesehen (Tour etc.)?
In Sachen Tour hat sich bisher leider noch nichts getan, deshalb sind wir im Moment gerade dabei, so viel Gigs wie möglich zu organisieren. Wir hoffen allerdings, daß sich in nächster Zeit noch etwas tut. Das Hauptproblem ist, daß unser Label "Seven Art Music" ein recht neues Label ist, dem es natürlich noch an den nötigen Connections fehlt, und dessen finanzieller Rahmen eng ist. Wir haben uns aber gerade in letzter Zeit stark auf die Livesachen konzentriert, und wollen jetzt auf jeden Fall jede Möglichkeit nutzen, "Swansongs" auch live zu promoten...wie gesagt: wir warten und hoffen. Ansonsten sind wir damit beschäftigt Songs für die 2. CD zu schreiben, die wir im Spätsommer aufnehmen werden. Desweiteren sind wir gerade dabei, einen neuen Song für einen Sampler aufzunehmen.
Wolfgang Volk (01.03.1997)
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