Den Underground zu unterstützen, sprich: Demo-Bands zu supporten, gehört zu den typischsten Eigenschaften eines Fanzines, und so hat sich der "Oberjester" diesmal eine recht vielversprechende Melodic Metal Band aus Berlin herausgesucht, die sich im folgenden Interview näher vorstellt und ihre "Philosophie" des Metal näher erläutern kann. Die Rede ist von LOGAR'S DIARY, und wie schon dem Demo-Check zu entnehmen ist, handelt es sich um eine Fantasy-Metal Band, die man im weitläufigen Sinn ein bisschen mit Deutschland berühmtesten Gardinen (BLIND GUARDIAN) vergleichen kann, auch wenn man gleich revidierend dazusagen muss, dass LOGAR'S DIARY bei weitem nicht so wuchtig-bombastisch wie die Band um Hansi Kürsch zu Werke gehen, und auch die Geschwindigkeit zum Großteil nicht so schnell angelegt haben, sondern vielmehr geschickt zwischen Uptempo und Midtempo variieren. Alles weitere erklärt sich im folgenden Interview mit den beiden Sechssaitern Christoph Uhl und Steven Schubert von selbst ... also lassen wir die Jungs doch am besten selbst zu Wort kommen und sich erst mal vorstellen ...
? Bei Demo-Bands ist es üblich, sich erstmal selbst vorzustellen, die eigene Mucke zu beschreiben usw. Und mit diesem Einstieg will ich auch in Euerem Fall nicht brechen ... so here we go: stellt Euch doch mal mit Eueren eigenen Worten vor?
Steven: Hallo, mein Name ist Steven.Ich spiele die Main Rythmus Klampfe.
Christoph: ... und ich bin Christoph und spiele Lead & Rhythm Guitar.
Steven: Wir sind eine Fantasy Power Metal Band aus Berlin, die sich Anfang 1998 gegründet hat. Die Idee hinter der Band ist die Vertonung der Abenteuer von Logar, einem Rollenspielcharakter von mir, der seine Abenteuer in unserer Musik durchlebt. Das erste Album heißt Book I: Iostros, eine Geschichte voller Gefahren, Hass, Liebe und Krieg. Dies alles spielt im Earthdawn Universum. Die Abenteuer die Logar erlebt, schreibt er in sein Tagebuch und wir vertonen sie. Mit Hagen Hirschmann an den Vocals, Felix Gretzer am Bass und Michael Kwandt an den Keys hat sich LOGAR'S DIARY vervollständigt.
? Fantasy-Texte und mittelalterliche Einflüsse sind vor allem bei Melodic Speed'n'Heavy Metal Bands sehr beliebte Themen. Woran liegt das Eurer Meinung nach?
Steven: Weil es ganz einfach zur Musik passt. Melodischer Power Metal lässt sich gut mit mittelalterlichen Klängen kombinieren. Death Metal mit Mittelalter hat bestimmt auch was... aber ich glaube so wie wir das machen ist es ganz ok. Felix, einer unserer Hauptsongwriter ist nun mal im Powermetal verwurzelt und über Christoph brauche ich das nicht zu sagen ... dieser Mann lebt Heavy Metal, ich schreibe auch fast nur Metal Riffs, und da wir drei die Songstrukturen machen, kommt Metal dabei raus.
Christoph: Ich halte gar nichts von Lyrics, die sich mit sozialkritischen Themen auseinandersetzen. Ich finde, Musik ist in der heutigen Zeit am besten dafür geeignet, ein wenig von dem Alltag zu entfernen und in eine andere Welt voller Geschichten zu entführen. Und welche Musik passt am besten zu Fantasy-Märchen wie Power Metal??? Spätestens seit BLIND GUARDIAN sind diese beiden Genres eng miteinander verknüpft. Und welcher Rollenspieler hört keinen Metal oder Mittelalter-Mucke? Da wir eben auch Rollenspieler und Fans sind, schreiben wir die Musik, die wir am meisten lieben: Power Metal mit Fantasy-Lyrics und der entsprechenden Attitüde.
? Diese Thematiken sind vor allem von BLIND GUARDIAN hoffähig gemacht worden - besteht nicht für alle nachfolgenden Bands die Gefahr, als GUARDIAN-Ableger angesehen zu werden?
Christoph: Diese Gefahr ist doch nur künstlich erzeugt. Na klar sind wir von BLIND GUARDIAN beeinflusst. Ist das denn so schlimm? Meine Güte, wir lieben diese Musik, hören sie ständig und ich für meinen Teil lebe sie 24 Stunden am Tag. Da können wir nichts anders spielen. Wir werden logischerweise unseren eigenen Stil in die Musik mit einbringen, aber die Basis wird immer die gleiche bleiben. Und junge Bands deswegen als Rip-Off oder so zu betrachten, halte ich für absurd. Wir wollen und werden unsere Tradition nicht verraten.
Steven:Ich finde das auch nicht okay, weil jeder Musiker bei seinen Songs auch seine Gefühle und Emotionen mit einbringt. Und nach einem halben Jahr Arbeit, "Ey ... das ist genau wie GUARDIAN" zu hören zu bekommen, ist unfair jedem gegenüber. Ich meine es wird immer weniger Bands geben, die den richtigen Zünder haben und was komplett neues rausbringen. Und wenn das so ist, dann wird es ganz schnell andere Bands geben, die ähnlich klingen. Aber das ist nun einmal so. Trotzdem sollte keiner deswegen unterbewertet oder sogar überhört werden.
? Kommen wir mal ganz konkret zur Musik. Wo besteht Deiner Meinung nach Verbesserungsbedarf, bzw. wo müsst Ihr noch verstärkt an Euch arbeiten?
Steven: Also ich für meinen Teil denke, dass ich mich immer weiterentwickeln sollte. Man hört nie auf zu lernen. Und mit der Zeit kommt auch Reife und Komplexität in deine Spielweise. Wenn ich überlege wie ich noch vor ein paar Jahren gespielt habe... Außerdem sind unsere Songs teilweise zu straight. Ich will nicht abdriften wie RHAPSODY in ihrer Komplexität aber ein wenig mehr könnte nicht schaden.
Christoph: Ich denke, dass wir für unseren derzeitigen Status schon recht weit sind, wenn man uns mit anderen Demo-Bands vergleicht. Aber bis wir das umsetzen können, wie wir uns das denken, bis dahin ist es noch ein ganz schöner Weg. Wir werden jetzt konkret an unserer Live-Performance arbeiten; und die Lieder auf der nächsten CD werden auch einfach reifer klingen, weil wir uns ja auch weiterentwickeln.
? Was mir persönlich seit ein paar Jahren ein Dorn im Auge, ähh im Ohr, ist, das ist der neuzeitliche Drumsound, bei dem die Triggers meiner Meinung nach jegliche Individualität unterdrücken ... und dieser Sound ist mir ehrlich gesagt auch bei Euch aufgefallen. Woran liegt es, dass heutzutage kaum noch wuchtige analoge Schlagzeug Double-Bass aufgenommen werden?
Steven: Wir haben die Scheibe bei Felix aufgenommen. Leider reicht unser Equipment nicht aus, ein volles Drum aufzunehmen, wozu eine spezielle Soundkarte benötigt wird. Daher mussten wir programmierte Drums mit gesampleten Sounds benutzen. Und leider klingen die nicht nach echten Drums von Hand gespielt. Ich hätte auch lieber echte Drums gehabt ... aber wir haben auch nicht viel Geld um so etwas professionell irgendwo aufnehmen zu lassen.
Christoph: ... und einen Drummer hatten wir auch nicht. Aber da sind wir jetzt am Testen. Und ich werte das mal als Kompliment, dass Du nicht gleich gemerkt hast, dass wir keinen Drummer haben (lacht). Wir haben uns aber auch verdammt viel Mühe mit der Programmierung des Schlagzeugs gegeben.
? Ähnlich wie Hansi Kürsch (BLIND GUARDIAN) klingt auch Hagens Gesang zeimlich germanized :-) Habt Ihr damit Probleme oder sagt Ihr Euch "Scheiß drauf"?
Christoph: Hmm, in dem Punkt kann ich Dir gar nicht zustimmen. Ich denke, dass sowohl unser Englisch grammatisch korrekt ist, als auch Hagens Aussprache sehr gut ist. Diesen typisch deutschen GRAVE DIGGER-Akzent sehe ich bei uns ehrlich gesagt nicht.
Steven: Ich bin auch etwas überrascht. Ich meine, wenn ein Engländer sich das anhört, ok ... aber so schlimm ist es auch nicht ... naja gut, also beim Intro sind mir schon n paar kleine Fehlerchen unterlaufen, aber ich habe schon weitaus Schlimmeres gehört.
? Der Untertitel zu diesem Interview lautet "Support the Underground". Wie sieht's denn Eurer Erfahrung nach wirklich mit dem Underground-Support in Deutschland aus?
Steven: Ich glaube die Frage gebe ich ganz schnell an Christoph weiter, weil er mich sonst vom Stuhl schubst ...
Christoph: Da sprichst Du ein gutes Thema an. Ich schreibe beim Fame Of Metal und bin sehr aktiv in der Szene, auch international. Ich beziehe mich jetzt nur auf die Heavy Metal Szene. Es gibt sehr gute Underground Bands in Deutschland, wie z.B. AVANISH, MAJESTY, SAVALLION DAWN, GORGONS EYES oder ORDEN OGAN. Die ganzen Bands halten auch gut zusammen, wobei das in Schweden und Italien noch viel besser aussieht. Was mich immer ärgert ist die Ignoranz vieler Fans, die sich lieber die neue HALFORD-Live kaufen, als eine unbekannte Power Metal Band zu unterstützen. Eine Szene zu unterstützen setzt immer einen gewissen Idealismus voraus, und der fehlt eben vielen Fans, wie ich leider feststellen muss. Kaum einer fragt sich, wer hinter den jeweiligen Veröffentlichungen steht, oder wie viel Arbeit dahinter steckt. Wen interessiert denn, wo sein Geld hin geht, wenn er sich eine CD kauft, wem er da sein Geld gibt? Warum sind denn IRON MAIDEN-Konzerte immer noch ausverkauft, während kleinere Bands vor fast leeren Hallen spielen müssen??? Da muss sich noch einiges tun. Auf der anderen Seite ... wer kennt sich denn noch als Fan in der riesigen Szene aus?
? Apropos Geld ... in den Credits steht bei Dir unter anderem: "A Big Fuck Goes Out To METALLICA ($) and IRON MAIDEN ($$$)". Willst Du diese speziellen Greetings ein bisschen genauer kommentieren (wobei jeder wissen düfte, was damit gemeint ist, grins).
Christoph: Tja, ich bin Idealist, und es kotzt mich einfach an, wie sich eine durchaus sympathische Band wie z.B. IRON MAIDEN so ausschlachten lässt. Meine Güte, die Typen leben in Villen und verlangen von ihren Fans, die ihnen die Villen bezahlt haben, 50.- DM und mehr für ein Shirt, oder x-hundert DM für ihr tolles Trikot-! Von den extrem hohen Eintrittskarten mal ganz zu schweigen. Ich verlange ja nicht, dass sie ihre Villen spenden, aber sie scheinen ihre Roots zu vergessen und beuten nun die aus, die sie stark gemacht haben. Das geht mir gegen den Strich! Dann diese dumme Reunion. Jeder weiß, dass sich Dickinson und Harris nicht riechen können. Dann vom Management den richtigen Zeitpunkt abgewartet und wieder viel Kohle gescheffelt. Die letzte CD haben sich die Medien ja auch schöngehört. Haben denn schon alle Dickinsons Auftritte z.B. in Metalla vergessen, oder ist Skunkworks nie passiert??? Ich kann darüber nur den Kopf schütteln! Und über METALLICA könnte ich mich auch noch ewig lang auslassen, aber dann killt mich Steven, der Welt größte METALLICA-Fan (lacht).
? Last not least die Abschlußfrage: wie sieht es mit einem Deal und Live-Aktivitäten aus? Ist da schon was genaueres in Planung?
Steven: Nach der Veröffentlichung im April haben wir ca. 150 Promos an Zines und Labels verschickt. Momentan lässt sich dazu noch nicht viel sagen ... aber wer weiß? Es haben sich schon Leute gemeldet, aber es ist bis dato nix offiziell.
Christoph: Aber die Reaktionen, die wir bis jetzt bekommen haben, sind sehr positiv und wir erfreuen uns fast täglich an netten Mails und Guestbookeinträgen.
Steven: Wir stecken gerade voll in der Vorbereitung für unsere Live-Aktivitäten, womit wir auch bald anfangen wollen. Aber bis jetzt steht noch kein Konzert oder ähnliches an. Wir haben aber schon Anfragen. Aber wenn Ihr genaueres lesen wollt, bzw. auf dem laufenden bleiben wollt, was diese Sache betrifft, dann schaut ruhig mal unter
www.logar.org vorbei und informiert euch. Christoph wird alle News die es zu LOGAR'S DIARY gibt sofort online stellen.
Christoph: Live wollen wir schon was Besonderes machen, lasst euch einfach überraschen ... aber es wird was mit der Konzeptstory zu tun haben. Last not least noch Danke für das Interview und für den Support vom Underground-!