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[Übersicht der Interviews]
Symphorce
Mit dem zweiten Streich am Ziel?
War schon das Debüt Truth To Promises nicht übel, hat die Band um Ex-IVANHOE-Shouter Andy B. Franck mit Sinctuary noch ein paar Kohlen nachgelegt. Der steht ja mittlerweile auch für BRAINSTORM hinterm Mikro ... und wie er diesen Spagat verkraftet und noch vieles mehr wollte Renald Mienert von ihm wissen.
? Wie waren die Reaktionen auf euer Debüt? Ich denke da auch besonders daran, dass du ja mit IVANHOE vor SYMPHORCE in einer der erfolgreichsten Progressive Metal Bands aktiv warst. Und mit Prog hast du ja hörbar nichts mehr am Hut ...?
Die Reaktionen auf das erste Album waren überwiegend positiv, aber es gab aber auch Kritik, wenngleich auch keinen regelrechten Verriss. Aber die Kritik kam schon überwiegend aus der Prog-Ecke. Es war vielleicht auch nicht ganz so geschickt, dass die Plattenfirma meine IVANHOE-Vergangenheit auch reichlich publiziert hat. Der von mir beabsichtigte Stilwechsel hingegen wurde nicht kommuniziert, so dass durchaus bei einigen falsche Erwartungen geweckt wurden. Im Nachhinein bin ich mit einigen Dingen auf der Truth To Promises CD nicht so glücklich, aber Sinctuary klingt absolut ehrlich und genau so, wie ich SYMPHORCE immer haben wollte. Wir haben unseren Weg gefunden und sind darauf auch ziemlich stolz.
? Auch bei Euch ging es nicht ohne Line Up-Wechsel ab ...?
Es hat sich eigentlich schon vor der Veröffentlichung unseres Debüts abgezeichnet, dass unser damaliger Gitarrist Stef nicht mit der erforderlichen Begeisterung dabei war. Er hatte zwar Bock darauf eine Platte einzuspielen oder auch mal vor zehntausend Leuten aufzutreten, aber als ihm dann klar wurde, dass wir erst einmal kleinere Brötchen backen, dann wurde ihm das schnell zu viel Stress. Unser Basser ist in einer Nacht und Nebelaktion abgehauen und war plötzlich einfach weg, warum wissen wir bis heute noch nicht. Mittlerweile hat man sich zwar mal wieder getroffen, aber die beiden hatten unbestritten ihren Anteil am Debüt und von da her gab es kein böses Blut.
? Und wie kamen nun die Neuen ins Boot?
Zunächst hatten wir dann einen ehemaligen Gitarrenroadie von IVANHOE an der Gitarre, das war aber nicht unbedingt ein Glücksgriff, wie wir live recht schnell gemerkt haben. Allerdings hatten wir ihm auch nie mehr versprochen als eben einen Posten als Ersatz. Aber etwas Gutes hat die Sache in jedem Fall gehabt, über ihn kamen wir an unseren neuen Basser Dennis, der sofort voll bei der Sache war. Wir haben dann über das Internet gesucht, und hatten auch viele Meldungen. Zehn Gitarristen kamen in die engere Wahl, und dann kam der Cede, spielte und wir mussten ihn nehmen - etwas anderes wäre gar nicht in Frage gekommen. Er ist zwar erst 21 Jahre alt, spielt aber schon zehn Jahre und hat in der Schweiz eine eigene METALLICA-Coverband, die dort auch ziemlich bekannt ist. Dennis und Cede waren beide das erste Mal im Studio, und haben dafür einen wirklich hervorragenden Job abgeliefert. Auf jeden Fall ist SYMPHORCE jetzt mehr eine Band denn je.
? Du warst auch wieder an der Produktion beteiligt ...?
Oftmals haben die einzelnen Musiker sehr genaue Vorstellungen, wie ihr Instrument klingen soll, nur passt das oft insgesamt nicht zusammen. Dann gibt es unter anderem folgende Möglichkeit: man lässt den Gesamtsound komplett in der Hand des Produzenten, aber damit ist die Band eben oft nicht so recht glücklich. Also haben wir uns vorher abgesprochen und ich habe dann das Album mit Achim Köhler gemeinsam produziert. Mehr Leute wäre Quatsch, weil in dem Job definitiv viele Köche den Brei verderben.
? Du hast ja mittlerweile auch den Posten als Frontmann bei BRAINSTORM angenommen. Wie kriegst du beide Bands unter einen Hut?
Untern Hut kriegen wäre sicher bei jeder anderen Band ein Problem gewesen, außer bei BRAINSTORM. Wir kennen uns einfach schon sehr lange und irgendwann kamen wir auf die Idee, dass ich bei der nächsten Scheibe ein paar Backings mitsingen könnte. Aber die Sängerfrage klärte und klärte sich nicht, auch wenn BRAINSTORM zwischenzeitlich mal das Wacken Open Air Festival gespielt hatten, und schließlich fragten sie mich, ob ich den Job nicht komplett machen wollte. BRAINSTORM sind eine geile Band und es wäre schade, wenn wegen dieses Sängerproblems alles den Bach runter gehen würde. Beide Bands haben sich dann sehr ausgiebig unterhalten, wir haben genau gecheckt, wo könnte man sich in die Quere kommen und wie kann man das umgehen. Zum Glück merkten wir sehr schnell, dass beide Bands prima miteinander auskamen und auch das Verhältnis zwischen den Plattenfirmen sehr gut war. Wir planen die Releases und damit verbundenen Tourneen so zu legen, dass zeitlich nichts parallel läuft, das einzige was sein könnte wären die Festivals, aber die laufen ja meist zwei Tage, und dann spielt eine Band eben Freitag und die andere Samstag. Als sparsame Schwaben können wir da sogar mit nur einem Tourbus fahren (lacht). Musikalisch sind beide Bands unterschiedlich genug, grob gesehen ist zwar beides Power Metal, aber BRAINSTORM gehen schon traditioneller zu Werke. Vocal Lines und Texte schreibe ich auch für BRAINSTORM, aber mehr dann auch nicht.
? (Fast) keine Metalscheibe ohne Coversong. Ich muss allerdings gestehen, weder von dem Song "Nice Dream" noch von der Band POWERMAD jemals zuvor gehört zu haben (Anmerkung des Jester's Chefredakteur: Aaarrggh - Frevler! Grins...)?
POWERMAD haben ja eigentlich neben einer Mini-LP nur eine Scheibe rausgebracht, aber für mich was das einer der Meilensteine im Power Metal Bereich. Es gibt einen Song auf dem Album, der heißt Slaughterhouse, den hört man heute noch in zig Werbeclips, es weiß nur keiner wo der herkommt. Das Album kam bei einem Major raus, wurde auch von den Fans sehr positiv aufgenommen, aber es gab nie Interviews, keine Konzerte - es gab dieses Album und danach hat man von der Band nie wieder was gehört. Für mich stand schon immer fest, wenn ich einen Song covere, dann einen, der auch mich auch wirklich beeinflusst hat, und nicht irgendeinen Stück, das zwar ein Klassiker sein mag, aber mit mir persönlich überhaupt nichts zu tun hat.
? Nicht nur was die Musik angeht, auch beim Artwork habt ihr euch nicht lumpen lassen ...?
Durch das Album zieht sich sozusagen ein ganz dünner roter Faden. Mit einem Kokon verbindet man ja normalerweise, dass sich daraus ein schöner Schmetterling entwickelt. Bei uns kommt da aber etwas Böses heraus - also die Sünde, die sich in einem schönen Gewand versteckt. Der Albumtitel ist mir schon zur Zeit des Debüts eingefallen, wir stehen ja auf Wortspiele und Sinctuary ist praktisch die Verbindung von Sin und Sanctuary. Wir denken, dass wir auch vom Booklet her den Fans diesmal einiges geboten haben.
Renald Mienert (15.01.2001)