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[Übersicht der Interviews]
Grave Digger
'Excalibur' - Das Schwert des True Metal
Wer kennt es nicht -
Excalibur, das legendäre Schwert aus der Artus-Sage, welche gleichzeitig das Thema des neuesten GRAVE DIGGER Albums ist. Ob im Heavy Metal Sektor (z.B. IRON MAIDEN -
Alexander The Great) oder im Rock Bereich (z.B. CHRIS DeBURGH -
Crusader), in der Geschichte vereinigen sich die unterschiedlichsten Musikrichtungen und liefern somit auch ein Zeugnis ab, daß Musiker und Musikfans geschichtlich weitaus interessierter und bewanderter sind, als dies in der Öffentlichkeit oftmals dargestellt wird. Auch die deutschen Metal-Teutonen GRAVE DIGGER sind fasziniert von der Historie, insbesondere vom Mittelalter, und wie angekündigt ist
Excalibur der würdige dritte Teil der geplanten Mittelalter-Trilogie geworden, bei der schon
Tunes Of War und
Knights Of The Cross die Metal Herzen vollends überzeugen konnten. Ihrem Stil sind die Totengräber selbstredend treu geblieben und so ist auch die neue Scheibe wieder ein True German Metal Album der Spitzenklasse geworden (siehe auch CD-Check). Was aber ist nun eigentlich so faszinierend an dieser Epoche und ist
Excalibur wirklich der definitive Abschluß dieser Trilogie? Fragen über Fragen, denen der Obertotengräber Chris Boltendahl höchstpersönlich im folgenden Interview Rede und Antwort stand ...
? Excalibur handelt von der Frühgeschichte Britanniens bzw. von der Artus-Sage. Woher kommt Dein Interesse am Mittelalter?
Das Mittelalter, mit seinen blutigen Schlachten und meist realen Helden, eignet sich perfekt, unsere Art des Heavy Metal dem Fan näher zu bringen. Diese Art Geschichtsunterricht kommt auf jeden Fall sehr gut bei den Fans an und es macht uns allen Spaß, sich von dieser Thematik faszinieren zu lassen.
? Das Thema der Artus-Sage wurde ja auch aufgrund einer Fan-Umfrage im Internet ausgewählt. Wie kamst Du auf diese ungewöhnliche Idee?
Nun, wir hatten einfach alle sehr viele Ideen, womit wir unsere Geschichts-Trilogie zu Ende bringen könnten. Da wir uns einfach nicht sicher waren, welches Thema das beste wäre, ließen wir eben die Fans entscheiden.
? GRAVE DIGGER ist im Laufe der Zeit melodischer geworden, aber trotzdem seid Ihr dem True-German-Teutonen-Metal immer treu geblieben. Wo siehst Du die Hauptunterschiede zu Euren Anfangszeiten und wie würdest Du die Entwicklung von GRAVE DIGGER allgemein beschreiben?
Am Anfang der Karriere ist jeder froh, wenn er sein Instrument überhaupt richtig festhalten kann. Das war bei uns nicht anders. Doch wenn Du weiter am Ball bleibst und dich durch viel Proben deiner Vorbilder entledigst (bei mir war es übrigens David L. Roth) entwickelst du eben deinen eigenen Stil; musikalisch wie auch optisch. Diesen Stil sollte man unserer Meinung nach konsequent verbessern und perfektionieren, und auch durchaus im Rahmen experimentieren. Und ich denke GRAVE DIGGER haben in den letzten, fast 20 Jahren, genau das gemacht und sind ihrem Stil absolut treu geblieben.
? Stimmst Du mir zu wenn ich sage, daß Excalibur das bis dato melodiöseste GRAVE DIGGER Album ist?
(überlegt) Nein, das finde ich eigentlich nicht. Excalibur ist sicherlich ein durchaus melodiöses Album, doch ich finde Knights Of The Cross noch erheblich melodiöser.
? Ihr habt diesmal verstärkt mittelalterliche Melodien reingebracht. Hast Du nicht die Befürchtung, daß Ihr jetzt mehr und mehr in die BLIND GUARDIAN Ecke hereingeschoben werdet?
Nein, denke ich nicht, weil beide Bands ihre eigene Identität haben und nicht auf Grund der Mittelaltermelodien in eine Schublade gesteckt gehören.
? Auf Excalibur (z. B. The Spell) fällt verstärkt auf, daß Du auch "richtig" singen kannst, wenn Du willst. War das eigentlich schon immer so oder hast Du Dir diese Technik erst im Laufe der Zeit angeeignet?
(reagiert ziemlich sauer) Also ich muß mich ernsthaft fragen, ob Du Dich mit den letzten 3 bzw. 5 Alben von uns ernsthaft beschäftigt hast, denn dann müßte Dir aufgefallen sein, das ich gesanglich doch eine große Bandbreite abdecke.
? Was ist Deine Lieblings "Mittelalter-Scheibe" - Tunes Of War, Knights Of The Cross oder Excalibur?
Das kann man nicht so genau sagen - alle drei Alben haben ihre Highlights, doch von der Komplexität gefällt mir Excalibur am besten.
? GRAVE DIGGER ist eine der dienstältesten deutschen Bands und Du hast ja demzufolge alle Veränderungen im Metal Buisiness hautnah miterlebt. Wie beurteilst Du diese Veränderungen - bezüglich der technischen Entwicklung, Promotion/Marketing, die Reaktionen der Fans früher und heute etc.?
Heutzutage ist alles viel perfekter ... das umfaßt das komplette Musik-Buisiness. Wenn ich mir überlege, was früher aufnahmetechnisch und tourmäßig abging und das mit heute vergleiche - meine Herren, das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Allerdings hatte diese frühe, sehr harte Zeit auch sein Gutes - du schätzt das was Du heute erreicht hast, viel mehr, weil du auch die andere Seite der Medaille kennst. Und die Fan-Reaktionen werden von Tour zu Tour immer wahnsinniger ... es macht echt Spaß zu sehen, wie die Fans auf unsere Mucke ausrasten.
? GRAVE DIGGER kommt live ungemein brachial und heavy rüber - wesentlich härter als auf den letzten Studioalben. Ist diese Live-Performance bewußt so aufgebaut oder ergibt sich die Härte im Prinzip nur aus der Lautstärke?
Diese Brachialität bzw. Härte kommt einfach durch unsere Spiellaune. Wir gehen völlig ungezwungen an so eine Show ran. Außerdem ist so eine Live-Show wie ein Spielball zwischen uns und den Fans, die sich durch die Euphorie beider Seiten hochschaukelt.
? Ist Excalibur definitiv der Abschluß einer Mittelalter-Trilogie oder wird das nächste Album vielleicht doch noch an dieser Thematik anschließen?
Nein, das war's jetzt wirklich. Unsere Geschichts-Trilogie ist mit Excalibur definitiv abgeschlossen.
? Abschließende Frage: (grins) Was hälst Du eigentlich von einer Verfilmung der Mittelalter-Trilogie. In den Hauptrollen Joey deMaio als King Arthur, Doro Pesch als Morgana Lefay, und natürlich Chris Boltendahl als Sir Parcival?
(lacht) Wenn Du den Rest der Band auch noch berücksichtigst, bist Du als Regisseur engagiert.
Wolfgang Volk (01.09.1999)