Nobel, nobel - also für eine Eigenproduktion könnte das ganze luxuriöser und professioneller nicht ausgestattet sein. Hochglanz-Aufklapp-Papp-Cover mit eingedruckten Lyrics, liebevolles und aufwendiges Design - ich bin beeindruckt. Das weckt dann natürlich auch höchste Erwartungen an den eigentlichen musikalischen Inhalt des Scheibchens, leider merkt man dann aber doch recht schnell, dass es sich bei Enola nur um ein (wenn auch gutes) Demo handelt. Nur dreißig Minuten Spielzeit auf der Display-Anzeige schrauben die Erwartungen schon vor dem ersten Piepton auf ein normales Level zurück, und unter diesem Aspekt ist die CD dann aber auch wirklich nicht von schlechten Eltern. Der Sound ist sehr professionell, die Songs sind abwechslungsreich und von einer Menge guten, überraschenden Ideen durch-setzt, so dass Langeweile wirklich keine Chance hat. Die Mucke ist melodiös, mal treibend-heavy, mal düster-gothy, mal mit verträumt-akustischem Einschub und immer mit viel Esprit. Was allerdings nicht ganz ins Bild passt, ist der an und für sich ziemlich gute, oft mehrstimmige Gesang: Sänger Stefan Müller klingt ein bisschen als ob sich BLIND GUARDIANs Hansi Kürsch zuviel METALLICA und PARADISE LOST reingezogen hätte - wirklich nicht übel zwar, aber leider gibt diese Art von Gesangsstil den Songs einen röhrenden Abfeier-und-Headbang-Touch, der zur doch eigentlich recht depressiven Grundstimmung der SILENCE-Mucke in ziemlichem Kontrast steht. Ich könnte mir vorstellen, dass das live tierisch geil rüberkommt, aber auf CD würde ich mir manchmal einen besinnlicheren, düstereren Vocalisten wünschen. Wenn SILENCE an diesem stilistischen Widerspruch bis zur nächsten Veröffentlichung arbeiten, haben sie mit ihren musikalischen Ideen jedoch das Zeug, zu einer echten Bereicherung der deutschen Metal-Nachwuchsszene zu werden.
Erik Gorissen (26.03.2001)