Symphonic Dark Metal, lese ich in der Info, schiebe die CD in meine Anlage und stelle mich schon mal auf übles Gekreische, Gekloppe und Gekotze ein - aber zuerst werde ich mal positiv überrascht. Da kommen vielversprechende, atmosphärische dunkel-wabernde Keyboard-Sounds aus meinen Boxen und hüllen meine Lauscher ein wie Friedhofs-Nebelschwaden einen Grabstein; Gitarren setzen ein, düstere, melodische Riffs schleichen sich in mein Ohr - aaarrgghhh und dann setzt tatsächlich das befürchtete Gekotze und Gebolze ein... und doch: CORVUS CORAX schaffen es dennoch, mich davon abzuhalten, auf die Vorspul-Taste zu drücken. Zu vielschichtig, zu abwechslungsreich, zu stimmungsvoll sind die Sounds, die die schwarzmetallenen Amiländer mir um die Ohren hauen. Insgesamt knapp 45 Minuten lang verbreiten 4 Songs eine Grabesstimmung, die von einem Moment zum anderen ihr Gesicht wechselt, mal aggressiv-wuchtig, dann wieder leise und zutiefst melancholisch - für ein Debütalbum ist das Teil wirklich vielversprechend abwechslungsreich und hebt sich wohltuend vom üblichen Einheitsbrei des Genres ab. Und doch bleibt es unverkennbar nur ein Debütalbum einer jungen, offensichtlich noch recht unerfahrenen - aber sehr talentierten Band. Mit ihrem Gespür für Stimmungen und ihrem überraschend sicheren Händchen für verdammt geile melodische Riffs könnte CORVUS CORAX im Laufe der nächsten Alben durchaus der Sprung aus dem No-Name-Bereich gelingen. Ich bin jedenfalls schon mal gespannt auf die Fortsetzung - kann beim Debüt aber trotz Überdurchschnittlichkeit nur einen Mitteldaumen geben, denn wenn man schon mal ein paar Kröten übrig hat, gibt es nun mal einfach bessere Alben zu kaufen.
Erik Gorissen (19.02.2001)