Bei einer repräsentativen Umfrage, wer zu den beliebtesten deutschen Metal Bands gehört, würde BLIND GUARDIAN auf einer Hitliste vermutlich ganz oben auftauchen, da diese Band schon jahrelang ihrem eigenen Stil treu geblieben ist und sowohl jung als auch alt gleichermaßen anspricht. Der Beliebtheitsstatus der "blinden Gardinen" läßt sich übrigens leicht erklären, denn zum einen haben ihre Songs Rasse und Klasse, sind mitreißend und haben einen eigenen Charme, und zum anderen haben GUARDIAN das Image der "netten Jungs von nebenan", welches auch den tatsächlichen Charakteren sehr nahekommt. Aber Image hin oder her, auf die Musik kommt es an, und die ist bei BLIND GUARDIAN einfach mitreißend und begeisternd. Orientierten sich Hansi Kürsch & Co. bei ihren ersten Gehversuchen (
Battallions Of Fear) noch sehr an den alten HELLOWEEN, so schaffen sie den absoluten Sprung an die Spitze mit ihrem dritten Album
Tales From The Twilight World, das den urtypischen BLIND GUARDIAN Stil erstmalig ins Extreme brachte. Dieser Stil läßt sich am besten mit bombastischen Melodic Speed Metal beschreiben, der ganz klar auf die Fantasy-Schiene ausgelegt ist und die Phantasie in den Herzen der Metal Fans anspricht. Entsprechend lehnen sich die Lyrics an Romanvorlagen von Stephen King (
Tommyknockers) oder Peter Straub (
Der Hauch des Drachen) an, die wiederum musikalisch passend in Szene gesetzt wurden (z.B.
Welcome To Dying). Geschwindigkeit, Power und Melodien stehen in diesen Vertonungen ganz klar im Vordergrund und zusammen mit Hansis "Germanizer-Stimme" ergibt sich die bereits angesprochene Begeisterungsfähigkeit und ein naiver Charme, dem man sich kaum entziehen kann. Absolute Highlights und Ohrwürmer findet man auf
Tales From The Twilight World reichlich, sei es der Opener
Traveller In Time,
Welcome To Dying,
The Last Candle oder
Lost In The Twilight World, die allesamt geschwindigkeitstechnisch Mach-Tempo erreichen (oder Warp 4 ... ganz wie man will). Hinzu kommt mit
Lord Of The Rings eine wunderschöne Fantasy-Ballade, die auch heute noch zu den ultimativen Faves der Fans zählt. Wen zum Teufel interessiert es da, das das Songwriting technisch nicht allzu kompliziert ist und von den Musikern nicht gerade ein begnadetes Talent verlangt. Technische Raffinessen sind bei dieser Art von Musik so interessant wie das Liebesleben einer Stubenfliege - hier geht es um Leidenschaft, Begeisterungsfähigkeit und Feeling und all diese Tugenden wurden von BLIND GUARDIAN nahezu perfektioniert. Fazit: es macht einfach Spaß und gute Laune, sich eine GUARDIAN-Scheibe reinzuziehen, mitzubangen und das äußerst positive Feeling auf sich wirken zu lassen.