Zwölf Jahre ist es jetzt schon her, seit die überragende Vorzeige-Heavy Metal Band der 80er Jahre mit
Seventh Son Of A Seventh Son ihr letztes Spitzenalbum abgeliefert hat. Das darauf folgende
No Prayer For The Dying war nach dem Weggang von Adrian Smith anschließend eine herbe Enttäuschung, und auch
Fear Of The Dark konnte nicht an die Hochzeiten von Steve Harris & Co. anschließen. Dann verließ auch noch Bruce Dickinson die Band und mit Blaze Bailey wurde ein Nachfolger installiert, der zu keinem Zeitpunkt Bruce ersetzen konnte, bei den Fans zu Recht durchfiel, und selbst die wenigen guten Ansätze, die vor allem auf
Virtual XI zweifellos vorhanden waren, in Grund und Boden "gesungen" hat. So, und nun sind Bruce und Adrian endlich wieder zurück, und dementsprechend hoch waren die Erwartungen und Hoffnungen auf
Brave New World. Und um die Quintessenz vorab auf den Punkt zu bringen: eine totale Mega-Enttäuschung ist diese Scheibe mit Sicherheit nicht geworden, aber ein alles überragendes Comeback-Album, wie man es sich gewünscht hat, sind die Eisernen Jungfrauen auch schuldig geblieben.
The Wicker Man eröffnet die Scheibe erwartungsgemäß in einem schnelleren Tempo und in typischer MAIDEN-Manier, wenngleich man dem Song den kommerztauglichen Single-Charakter deutlich anhören kann. Es folgt mit
Ghost Of The Navigator eine Steigerung, die von der Art des Songwritings und speziell beim Refrain ziemlich an die
Seventh Son-Zeit erinnert, und das einzig richtige Highlight des Albums darstellt. Der anschließende Titeltrack geht dann eher wieder in die
Fear Of The Dark Richtung, und
Blood Brothers ist ein gemäßigter und wenig überzeugender Song. Bestenfalls durchschnittlich geht es dann mit
The Mercenary weiter, was gleichzeitig auch für das viel zu langatmige
Dream Of Mirrors gilt, das leider sogar noch schlimmer als Totalausfall gehandelt werden kann (und als überzeugter MAIDEN Fan der alten Schule tut es fast schon körperlich weh, solche Worte schreiben zu müssen!). Aber anstatt danach einen Überhammer als Wiedergutmachung nachzuschieben, folgt mit
The Fallen Angel schon wieder nur eine höchstens mittelmäßige Nummer ... Grrr, so langsam hält wirklich ein bisschen Enttäuschung seinen Einzug, welche auch durch den orientalisch angehauchten Epos-Track
Nomad nicht gänzlich vertrieben werden kann. Die Verses bei
Out Of The Silent Planet sind dann endlich mal wieder ein kleiner Lichtblick, allerdings dämpft der zu plumpe und viel zu oft wiederholte Chorus auch diese guten Ansätze, so dass im Endeffekt wieder nur ein "ordentlicher" Song dabei rausspringt. Bleibt als Hoffnung nur noch der Abschluß-Track
The Thin Line Between Love And Hate, aber wer sich darauf verlässt, der ist verlassen! Normalerweise sind wir von IRON MAIDEN ja ein fulminantes Finale gewohnt (siehe
Hallowed Be Thy Name,
To Tame A Land,
Alexander The Great), aber was sich die Jungs da leisten, kann wirklich nur noch als glatte Enttäuschung deklariert werden. Bilanz des Ganzen: kaum Licht, wenig totale Schwärze, aber dafür umso mehr dunkle Grautöne, wie man sie von dieser großartigen Band früher nicht gewohnt war. Mega-Hämmer wie
Where Eagles Dare oder epische Meisterwerke wie
The Rime Of The Ancient Mariner sucht man auf
Brave New World jedenfalls vergebens, und letztendlich bleibt nur festzuhalten, dass IRON MAIDEN ihren Zenit anscheinend wirklich überschritten haben. Aber andererseits ist es ja auch nicht gerade eine Totalenttäuschung á la QUEENSRYCHE, und so bleibt immer noch die Hoffnung auf eine Besserung beim nächsten Album.