Die Hamburger Progrocker SYLVAN lassen mit
Encounters den von Fans lange erwarteten
Deliverance-Nachfolger das Licht der Welt erblicken. SYLVAN haben sich durch die Bank weiterentwickelt. Das zeigt alleine schon der mutige Opener
No Way Out, der zu Beginn mit sonst von RAGE AGAINST THE MACHINE gewohnter Rhythmik etwas ungewohnt daherkommt, jedoch nach ca. 2 Minuten zu einem typischen Edelprogrock-Juwel erblüht, der alle liebgewonnenen SYLVAN-Attribute enthält: Drive, Melodie, Feinfühligkeit und wohldosierte Verspieltheit. Auch Sänger Maro Glühmann hat eine Steigerung hingelegt ... ausdrucksstärker, kraftvoller und charismatischer. Ein Klasse-Opener nach Maß, der unmißverständlich klarmacht, dass
Encounters kein
Deliverance Part 2 ist. Weniger leicht eingängig während der Vocalparts, daher aber umso erlösender während der hymnischen Instrumentalpassagen präsentiert sich der 8-Minüter
Essence Of Life. Packend wird das Teil nach 3 1/2 Minuten: böse Riffs in Symbiose mit atmosphärischen Einlagen. Kleiner Wermutstropfen: Gesanglich kann mich dieser Track leider nicht mehr 100%ig überzeugen, was aber durch die vielschichtigen Stimmungen und die herrlich im Saft stehenden symphonischen Passagen locker ausgeglichen wird. Highlight ist natürlicherweise das aus 10 Teilen bestehende Opus
Encounters, das von melodisch mitreißenden Guitar-Einlagen, sphärischen Synthi-Flächen bis hin zu symphonischer Verträumtheit, Spielfreude und Dramatik alles bietet, was das theatralisch veranlagte Herz eines Progrockers begehrt. Toll zu Tragen kommt auch der deutlich offenere Sound. Fazit: SYLVAN klingen um einiges reifer und kompakter als auf
Deliverance. Mit
Encounters legen die vier Hansestädter also einen heißen Anwärter auf das beste deutsche Progalbum des Jahres vor und spielen damit mehr als zurecht auf dem ProgFarm 2000 Festival!