Die neue MY DYING BRIDE ist eine derjenigen Platten, denen ich vor dem Anhören mit sehr gemischten Gefühlen entgegengesehen habe. Hatte sich die britische Band doch mit Ihren letzten Veröffentlichungen gewissermaßen in eine musikalische Sackgasse hineinmanövriert. Der Stil des genialen Outputs Turn Loose The Swans wurde auf den nachfolgenden Scheiben bis zur Langeweile hin ausgedehnt (zumindest für meinen Geschmack), bevor im letzten Jahr mit 34.788%...Complete ein (hervorragendes)Album erschien, das eine radikale Kehrtwendung beschrieb und so gar nicht zu MY DYING BRIDE passen wollte. Und was nun? Die Band ist gewissermaßen zwei Schritte zurück gegangen, hat sich auf ihre Qualitäten besonnen, und heraus kam The Light At The End Of The World, das als Mischung aus allen ihrer Veröffentlichungen gesehen werden kann: Melancholie, schwelgerische Traurigkeit und ausufernde Träumerei gepaart mit kompromißloser Härte und hervorragendem Doom Metal der guten alten Schule. Und auch die Death Metal Vocals kommen hier und da wieder zum Zuge. Schon der Opener She Is The Dark macht sehr eindrucksvoll deutlich, was den Zuhörer auf dieser Scheibe erwartet; und die Tatsache, daß drei Songs jenseit der 10 Minutengrenze vertreten sind, spricht auch für sich. Die weinerliche, mitleidsheuchelnde Athmosphäre von The Angel And The Dark River gehört also zum Glück der Vergangenheit an. Die eingestreuten Genreuntypischen Elemente sorgen dafür, daß trotz aller Trägheit (ist nicht negativ gemeint!) keine Langeweile aufkommt. Auch wenn mir persönlich 34.788%...Complete besser gefallen hat ist The Light At The End Of The World der Beweis, daß auch in Zukunft noch mit MY DYING BRIDE zu rechnen ist.
10 Punkte - Jens Gellner (12.02.2000)