Nach dem Sideproject Ghost Book, der als Soundtrack zur türkischen Horrorkomödie Okul veröffentlicht wurde, legt Kevin Moore mit Graveyard Mountain Home nun das dritte reguläre Album seines Bandprojekts CHROMA KEY vor. Auch dieser Veröffentlichung liegt ein Film zugrunde - jedoch nicht als Matrix für Filmmusik, sondern lediglich als Inspiration für das Album. Age 13 heißt dieses Movie aus dem Jahre 1955, das von einem Jungen handelt, der seine verstorbene Mutter ins Leben zurückholen will, indem er das Radio anstarrt, dem sie so oft lauschte. Abgedrehte Idee, die aber perfekt zu CHROMA KEY passt, denn ein waberndes "Geister-Radio" war ja auch schon bei Kevins erster Scheibe im Hintergrund eingeflochten. Aber zurück zu Graveyard Mountain Home: dieser Output ist zweifellos noch merkwürdiger und wesentlich abgedrehter als die ersten beiden CHROMA KEY Scheiben. Bislang passte als Beschreibung für Kevins Musik wohl "Progressive Dark Avantgarde Music" am besten, aber Graveyard Mountain Home geht noch einen Schritt weiter, da hier auch verstärkt Psychedelic Einflüsse zum tragen kommen. Wenn man so will, ist Graveyard Mountain Home also irgendwo im Spannungsfeld zwischen SIGUR ROS, MILLENIA NOVA, TORTOISE und PINK FLOYD angesiedelt. Wobei die Songs stellenweise auch in "schrägen" Takten geschrieben wurden (z.B. 9/8 Takt) und bezüglich der Atmosphäre extrem surrealistisch rüberkommen. Diesen Surrealismus gab es bei CHROMA KEY zwar schon immer, aber noch nie war er so ausgeprägt wie auf Graveyard Mountain Home. Logischerweise und erwartungsgemäß ist Graveyard Mountain Home extrem eigenständig, experimentelles, teils melancholisch, einfach "strange" und damit auch gewöhnungsbedürftig. Mit definitiver Sicherheit werden sich nicht alle Prog-Fans mit dieser CHROMA KEY Veröffentlichung anfreunden können, aber rein objektiv betrachtet handelt es sich um ein innovatives Werk. Möglicherweise werden in erster Linie "Tütenraucher auf einem Space-Trip" mit dieser abgefahrenen Mucke etwas anfangen können, aber um eine sehr hohe Punktvergabe kommt man objektiv nicht herum. Last not least noch eine Warnung an traditionelle Progger: auch wenn ich mich wiederhole - Graveyard Mountain Home ist experimentell, modern, psychedelisch und abgedreht! Um diesem Album Gefallen abgewinnen zu können, muss man unbedingt "open-minded" sein und neuen Ideen aufgeschlossen gegenüberstehen. Wer diese Faktoren nicht erfüllt, sollte um die CD besser einen großen Bogen machen.