Angesiedelt auf einer musikalischen Ebene zwischen MARILLION und ELOY (zu
Ocean-Zeiten) decken SYLVAN eine Nische in der heutigen Musiklandschaft ab, die von den wenigsten Bands genutzt wird. Herausragend ist die atmosphärische Dichte des Albums, die vor allem durch die einfühlsame Gitarrenarbeit und die stimmungsvollen Keyboards perfekt in Szene gesetzt wird ... als hätte Steve Rothery auf
Ocean mitgewirkt, und das ist wohl eines der größten Komplimente, die man einer symphonischen Progressive Band machen kann. Doch wie so viele erstklassige Platten hat auch
Deliverance einen Pferdefuß, und auch dieses Manko ist nichts Neues: wieder mal der Gesang. Eigentlich kann Marco Glühmann sehr gut singen, aber manchmal übertreibt er die Akzentuierungen, so daß der jeweilige Song fast schon zu theatralisch klingt. Das soll allerdings nicht die Kritik sein, denn gerade eine übertriebene Theatralik kann durchaus seine besonderen Reize haben, was in der Vergangenheit geniale Künstler wie Peter Gabriel oder Fish eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben. Nein, die Achillisferse ist vielmehr die: Glühmann klingt absolut deutsch! Nichts gegen deutsche Sänger, aber wenn der Akzent so deutlich herauskommt wie bei SYLVAN, dann ist das auf Dauer störend. Aber egal, man muß ein Album schließlich als Ganzes sehen und im Fall von
Deliverance dominiert ganz klar das Licht vor dem spärlichen Schatten. Wer auf ruhigeren, atmosphärischen Symphonic Prog Rock abfährt, kann hier also bedenkenlos zugreifen.