Und wieder einmal stehe ich vor der Frage aller Fragen, die mich eigentlich immer nur bei THE GATHERING quält: 14 Punkte oder 15 Punkte? Wollen wir noch mal rekapitulieren: 15 Punkte, die vergebe ich dann, wenn ein Werk Musikgeschichte schreibt oder wenn es einen musikalischen Meilenstein darstellt, der Maßstäbe setzt, die von anderen Bands des Genres nur schwer zu erreichen ist. 15 Punkte, dafür darf das Werk keine Schwachpunkte haben, muss selbst nach dem Fünftausenddreihundertfünfundachzigsten Hördurchgang noch eine Gänsehaut verursachen, und muss im Vergleich mit früheren Outputs der entsprechenden Band eine nochmalige Weiterentwicklung darstellen statt einem sich-selbst-kopieren. Nun, inzwischen habe ich mich mit dem neuesten Werk der Niederländer bereits sehr intensiv auseinandergesetzt (man könnte auch sagen, es blockierte meinen CD-Player über Monate, um nur ganz sporadisch auch mal anderen CDs Platz zu machen), und nach langer, reiflicher Überlegung möchte ich nun doch nicht die Höchstpunktzahl vergeben. Die CD ist Spitzenklasse, die Songs sind Knaller - alles in allem gehen THE GATHERING den ruhigen, atmosphärischen Weg, den sie mit der letzten Platte eingeschlagen haben, konsequent weiter, rücken aber ein Stück weit von den experimentellen Sounds ab und sind auf
If_Then_Else eine Spur geradliniger (und beweisen eindrucksvoll, dass geradlinig nichts mit langweilig zu tun haben muss!), was den Stücken aber recht gut zu Gesicht steht und was dazu beiträgt, dass THE GATHERING sich wieder mal absolut nicht selber kopieren, sondern sich musikalisch von CD zu CD weiterentwickeln. Anspieltipp: Das melancholische, völlig ruhige
Amity sticht in meinen Ohren aus den übrigen erstklassigen Songs sogar noch heraus und ist an Genialität kaum noch zu überbieten. Warum dennoch nicht die Höchstnote? Tja, THE GATHERING haben mit ihren vorherigen Veröffentlichungen einfach selbst die Meßlatte so hoch gesetzt, dass irgendwann der Punkt erreicht ist, an dem sie sich nicht mal mehr selber überbieten können.