Die Erkenntnis, daß eine CD nicht alleine schon dadurch besser wird, daß man sie wiederveröffentlicht, ist weder neu noch von mir. Allerdings scheint das im Hause
Verglas nicht unbedingt jedem so unmittelbar bewußt zu sein. So wird dort ja seit einiger Zeit alles wiederveröffentlicht, was schon seit Jahren erfolgreich und zu Recht auf dem Dachboden festgetackert war. So auch die Solo CD von TRACY HITCHINGS, die erstmals 1991 auf dem schon seit längerem Pleite gegangenen niederländischen SI-Label veröffentlicht wurde. Schon damals (als ich noch ganz klein war ...) wanderte die CD nach einmaligem Hördurchlauf ins Regal und staubte so vor sich hin. Es handelt sich hier um den typischen SI-Pop-Prog-Brei, der ein auffälliges Indiz bei vielen Veröffentlichungen dieses Labels war. Clive Nolan, dem wahrscheinlich kompositorisch die alleinige Beweislast aufzuerlegen ist, hat längst gezeigt, daß er zu weitaus mehr fähig ist als zu diesem Alete-Sound mit Acé-Keyboard (eigentlich ideal für Babywäsche) versetzt mit nicht-famosen Bonduelle-Drums aus der Dose – obwohl hier mit Dave Wagstaffe sogar ein richtiger Drummer angegeben ist. Hat vielleicht hier doch nur den Computer bedient? Einzig der Longtrack
Caamora ist als Lichtblick zu sehen, auch wenn noch weit von der Offenbarung entfernt. Daß TRACY HITCHINGS es stimmlich drauf hat, steht außer Zweifel, allerdings kommen diese Qualitäten z.B. bei STRANGERS ON A TRAIN, QUASAR oder seit letztes Jahr ja auch LANDMARQ weitaus besser zur Geltung.
(Ausgabe 12, 2/00)