Kurz nach Veröffentlichung des selbstbetitelten FORCE OF EVIL Debütalbums erscheint auch eine DVD mit dem Mitschnitt eines Konzerts aus dem Jahr 2003 in Stockholm/Schweden. Neben fast allen Songs der CD spielen FORCE OF EVIL auch zwei MERCYFUL FATE Klassiker vom legendären Melissa-Album, nämlich Curse Of The Pharaohs und als Abschluss Evil, das sicherlich zu den Alltime-Faves aller MERCYFUL FATE Fans zählt. Stilistisch/musikalisch können wir nun eigentlich auf das Review der Force Of Evil CD zurückgreifen, als das wäre:
MERCYFUL FATE ohne King Diamond - ist das möglich? Wenn man sich die Entstehung und das Line-Up von FORCE OF EVIL ansieht, könnte es theoretisch der Fall sein, aber immer schön eins nach dem anderen. FORCE OF EVIL wurden im September 2002 von Hank Sherman und Michael Denner gegründet, und für die Rhythmus-Fraktion konnten die beiden Original MERCYFUL FATE Mitglieder Hal Patino und Bjarne T. Holm gewinnen, die ebenfalls von MF bzw. KING DIAMOND bekannt sein dürften. Fehlt also nur noch der Sänger, und diesen Posten begleitet Martin Steene, der mit IRONFIRE bereits zwei Alben veröffentlicht hat. Und nun zurück zur Eingangsfrage. Wenn das Duo Sherman/Denner Songs schreibt, dann muss das Ganze doch eigentlich nach MERCYFUL FATE klingen, oder? Nein, nicht ganz! Natürlich sind vor allem bei den Gitarrensoli Anleihen nicht von der Hand zu weisen, aber das ist schließlich nur natürlich, denn diese beiden Musiker haben schließlich einen absolut eigenständigen Stil, den man nicht einfach ablegen kann. Betrachtet man aber das Songwriting insgesamt, so sieht man doch einige Unterschiede zu Hanks Hauptband. Das Material von FORCE OF EVIL ist bei weitem nicht so "sperrig" und leichter zugänglich als bei MERCYFUL FATE - auch wenn stellenweise die Einflüsse vorhanden sind (aber eben nur streckenweise, z.B. auf Samhain oder Demonized). Demzufolge gibt es viel weniger Breaks und weniger überraschende Taktwechsel, so dass Force Of Evil ein klassisches Heavy Metal Album in der Tradition der 80er Jahre geworden ist. Die Mucke ist heavy und rau, so dass man hier in der Tat von lupenreinen 80er Schwermetall sprechen kann. So weit so gut, aber das "Problem" ist der Gesang von Martin Steene, der leider nur mittelmäßig ist und im Gegensatz zur Gitarrenarbeit keinen besonderen Wiedererkennungswert besitzt (der berühmte letzte Kick fehlt total). In Punkto Speed bietet Force Of Evil Mid- und Uptempo-Stücke, die wie gesagt im klassischen 80er Stil geschrieben worden sind. Dabei gibt es überwiegend ordentliche bis gute Nummern zu hören, aber auch richtiggehende Schwachpunkte wie Under The Blade dürfen nicht weggeleugnet werden (dieser Song wird live auf der DVD übrigens nicht performend, was auch gut so ist). Was bleibt also unter dem Strich übrig? Antwort: ein solides und ordentliches Heavy Metal Album, das vor allem die Classic Metal Fans ansprechend dürfte. Nicht weniger, aber leider auch nicht mehr.
Soweit zur Mucke, aber wie verkaufen sich FORCE OF EVIL live, bzw. auf der DVD? Antwort: ähnlich! Die Band spielt ihr Material solide und ordentlich runter, aber ein richtiger Funke wird leider nicht entzündet. Frontmann Steene bemüht sich sicherlich und wirkt auch durchaus sympathisch, aber charismatische Ausstrahlung ist so gut wie keine vorhanden. Charisma haben ausschließlich Hank Sherman und Michael Denner, wobei das aber auch mit Sicherheit an den großen Namen liegt, denn vor allem den leicht in die Breite gegangenen Hank Sherman hätten die wenigsten Fans mit seinem kurzen Haarschnitt kaum wiedererkannt (und was sollte eigentlich die dämliche Sonnenbrille ... sind wir in der Matrix, oder was). Und dass die beiden Gitarristen "on stage" nicht unbedingt Bewegungstalente sind, dürfte ja bereits von MERCYFUL FATE bekannt sein. Dementsprechend wirkt das gesamte Bühnenbild doch ziemlich starr und unbeweglich, und es gibt auch kaum wilde Kamerafahrten, die diesen Eindruck revidieren können.
Hinsichtlich des DVD Menüs kann man sich bei den Extras (bzw. bei den Interviews) wahlweise zwischen deutschen, englischen, französischen und italienischen Untertiteln entscheiden. Hier nun ein paar technische Infos zur Ausstattung der DVD:
Format: einfache DVD (Region Code 2)
Ton: Dolby Digital 5.1 und DTS Sound
Bild: Vollbild
FSK: nicht angegeben
Material: Konzert, zwei Songs vom ersten Auftritt in Cleveland/Ohio (USA), zwei Interviews, Biographie, Image Gallery, kleines Booklet mit ein paar Fotos der Bandmitglieder und den Credits
Fazit: ein ordentliches Heavy Metal Konzert, das aber nicht die Klasse von wirklich großen Gruppen hat. Für FORCE OF EVIL Fans nicht schlecht, aber allgemein brauchen traditionelle Schwermetaller das Teil nicht zwangsläufig zu besitzen.