Offenbar wird heutzutage -für mich nicht nachvollziehbar- jede Musik, die früher als Heavy Metal bezeichnet wurde, heute als Power Metal bezeichnet. Dies gilt auch für ENOLA GAY, die nach der freundschaftlichen Trennung von Gitarrist Rainer Rage Anfang 1996 im Laufe des Jahres im Bochumer Mohrmann Studio ihre zweite Studio-CD Pressure eingespielt haben, die im Januar 1997 bei dem von "Rough Trade" vertriebenen Label "Cream" erschienen ist. Pressure ist power- und druckvoll ausgefallen, aber trotz allem fällt die Musik eher unter die Rubrik Heavy-, als unter Power Metal (dieses Schubladendenken ist aber speziell bei diesen beiden Stilrichtungen sowieso irgendwo sinnlos). Peter Diersmanns Stimme paßt zu der zum großen Teil im Mid-Tempo eingespielten Scheibe, und harte, eingängige Riffs dominieren den Sound. Uwe Lulis von GRAVE DIGGER hat übrigens auf der Hälfte des Songmaterials die Leadgitarre eingespielt. Die Texte sind relativ einfach, leicht verständlich und mit klar erkennbaren Aussagen ausgefallen, wobei aber nicht unerwähnt bleiben soll, daß man das Herkunftsland der Band (Deutschland) doch recht deutlich heraus hört. Erste Abwechslung nach den Liedern Back To Prison, Near The End und Who's My God liefert Into The Void/Anxious Thoughts, das abwechslungsreicher und durch den Tempowechsel bedingt interessanter als die ersten Songs ausgefallen ist. Die Coverversion von Eleanor Rigby (BEATLES) ist aber speziell im Vergleich zur Version von REALM eher schwach ausgefallen. Höhepunkt der CD ist der gesanglich an NEVERMORE und musikalisch an SAVATAGE erinnernde Song One Way Trip, auf dem der manchmal zu starr wirkende 4/4 Takt durch vereinzelte vorgezogene Schläge etwas aufgelockert wird. Übertrieben ausgedrückt könnte dieses Lied auch von SAVATAGE mit Warrel Dane als Sänger stammen.
10 Punkte - Wolfgang Volk (02.05.1997)