Nach ihrem sowohl von den Kritikern als auch von den Fans gefeierten Debut-Album A Blueprint Of The World legen ENCHANT mit Wounded einen Nachfoger hin, der das Debut sogar noch übertreffen kann. ENCHANT haben eine nahezu perfekte Mischung aus Prog-Rock und Prog-Metal gefunden, die sie zu einer der eigenständigsten Bands in der Progessivszene macht. Auf Wounded wird den Fans moderne Progressiv-Music geboten, die aber nicht übertrieben abgedreht klingt. Trotz des hohen technischen Potentials der Musiker wirken die einzelnen Lieder nicht profilierungssüchtig, d.h. keiner der Bandmitglieder drängt sich auf Kosten des Gesamteindrucks in den Vordergrund. Selbst die filigran gespielten Soli passen sich dem Song an und wirken einerseits komplex und andererseits auch sehr gefühlvoll. Der für einen Prog-Sänger typisch hohe Gesang von Ted Leonard ist eigenständig und kann kaum mit einem einzelnen anderen Sänger verglichen werden. Man hat das Gefühl, als handelte es sich hier vielmehr um eine Mischung aus James LaBrie, Ray Alder und Steve Walsh. Trotz ihres eigenen Stils kann man ENCHANT insofern mit Größen wie DREAM THEATER oder RUSH vergleichen, da sie sozusagen in der gleichen Liga spielen. Zu bemängeln ist allerdings, daß der nötige Druck, der die Musik erst richtig lebendig macht, nicht vorhanden ist. Dies wird speziell beim eigentlich sehr starken Schlußtitel Missing deutlich, bei dem der bereits angesprochene Druck und die nötige Aggressivität in der Produktion einfach fehlen, und den Song etwas steril klingen läßt. Mit einer besseren Produktion wäre hier noch mehr möglich gewesen.
Fazit: Für Prog-Fans, die auf DREAM THEATER und/oder RUSH abfahren, ist Wounded absolut empfehlenswert.
13 Punkte - Wolfgang Volk (01.03.1997)