Erinnert sich noch jemand an die späten 80er Jahre, als die ganzen Gitarren-Virtuosen von Mike Varney ihren Boom hatten? In eine ähnliche Richtung geht BOB KATSIONIS, der mit Imaginary Force ein reines Instrumentalalbum veröffentlicht. Im Gegensatz zu Saitenhexern wie z.B. Jason Becker dominieren aber nicht nur die Gitarrensoli, sondern auch die Keyboards. Woran das wohl liegen mag? Richtig geraten - Mister Katsionis hat nicht nur alle Guitars, sondern auch alle Keys eingespielt, und da will man als zugegebenermaßen begnadeter Techniker halt auch zeigen, dass man die Tasteninstrumente genauso perfekt beherrscht wie die Saiteninstrumente. Und technisch gesehen gehört Katsionis mit Sicherheit zu den Besten seiner Zunft ... pfeilschnell huschen seine Fingerchen über die Instrumente und lassen keinen Zweifel offen, dass er's drauf hat. Einziger Nachteil einer solchen Vorgehensweise: fast immer artet ein solches Instrumentalalbum von einem Multikönner in angeberische Selbstbeweihräucherung aus, und Imaginary Force bildet da keine Ausnahme. Andererseits muss man den guten Bob aber auch zugestehen, dass er doch auch vereinzelte gefühlvolle Passagen eingespielt hat, bei denen es nicht um flinke Technik, sondern um Feeling geht. Leider kommen solche Parts viel zu selten vor, denn der Großteil des Materials ist auf Angeber-Soli ausgelegt. Wer auf Instrumentalscheiben steht, ist mit Imaginary Force sicherlich an der richtigen Adresse, aber die meisten Rock-, Prog-, Metal-Fans wollen auch ein bisschen "Salz in der Suppe", und das ist nun mal Gesang. Bei einer Bewertung sollte man aber auch die Art des Machwerks berücksichtigen, und für ein instrumentale Scheibe ist Imaginary Force sicherlich gelungen und zählt zu den besseren Veröffentlichungen, wenngleich echte Klassiker wie beispielsweise das erste YNGWIE MALMSTEEN Album nicht erreicht werden kann. Positiv anzumerken und zu erwähnen ist, dass auf der CD auch zwei Video-Clips vorhanden sind, die auf dem PC abgespielt werden können ... so etwas ist durchaus ein angenehmes "Leckerli" und sehr fanfreundlich (und das muss natürlich auch gelobt werden).