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Iron Savior
Wer gedacht hat, ein Toningenieur/Produzent sei nicht in der Lage selbst gute Musik zu machen, sieht sich durch IRON SAVIOR eines Besseren belehrt. Kreativer Kopf und Hauptsongwriter dieser Projektband ist Piet Sielck, der den meisten Fans als Engineer vieler bekannter Bands wie BLIND GUARDIAN, GAMMA RAY, SAXON, GRAVE DIGGER etc. bekannt sein dürfte. Ihm zur Seite stehen mit Kai Hansen (GAMMA RAY) und Thomen Stauch (BLIND GUARDIAN) zwei exzellente und erfahrene Musiker, die mit Piet eine langjährige Freundschaft verbindet. Wie es zur Realisierung dieses Projektes kam, könnt Ihr dem folgenden Bericht entnehmen.
Die Geschichte von IRON SAVIOR beginnt 1975, als Piet auf einer Rodelbahn im zarten Alter von 11 Jahren Kai Hansen kennenlernte. Nachdem sie feststellten, daß beide gleichermaßen auf verzerrte Gitarren standen, gründeten sie kurzerhand ihre erste Band GENTRY, mit der sie ein dreiviertel Jahr später bei einem Schülerwettbewerb den ersten Platz belegten. Der Set bestand aus 3 Coverversionen (Rock'n Roll - LED ZEPPLIN, Paranoid - BLACK SABBATH und Stealing - URIAH HEEP) sowie zwei Eigenkompositionen.
1976 stieg als weiteres festes Bandmitglied ein Drummer ein, der allerdings alles andere als gut war. Der damalige Bassist entfernte sich immer mehr von der Musik und stieg kurze Zeit später aus. Kai und Piet begannen mit den ersten "Studioaufnahmen". In getrennten Räumen wurde auf die abenteuerlichste Weise ein Demo mit vier Titeln aufgenommen. Piet ist bis zum heutigen Tag stolz auf die Tatsache, daß zu einem Zeitpunkt, als die Worte Fostex oder 4-Spur-Recorder noch nicht einmal existiert haben, GENTRY eine Technik entwickelt hatten, die es ihnen erlaubte Overdubs aufzunehmen. In den nächsten 1,5 Jahren spielten Kai und Piet abwechselnd Bass und Gitarre und spielten auf weiteren Demos außerdem noch das Schlagzeug ein (Original-Zitat Piet: "Unser Drummer war wirklich schlecht").
1978 verließ besagter Drummer die Band und Kai und Piet probten eine zeitlang zu zweit, bis sie einen jungen Schlagzeuger zur Probe einluden, der sie auf Anhieb überzeugen konnte. Der Name dieses Drummers, der jedem HELLOWEEN Fan ein Begriff ist, war Ingo Schwichtenberg. Nur ein halbes Jahr später gesellte sich Markus Großkopf (ebenfalls HELLOWEEN) am Bass dazu und die Band änderte ihren Namen in SECOND HELL. Die musikalisch sowohl für Piet als auch für Kai ausgeprägteste Phase ihres Lebens begann. Es entstanden Songs wie Murderer, Victim Of Fate, Gorgar, Phantoms Of Death sowie die Ur-Versionen von Save Us, Heading For Tomorrow, Metal Invaders und Iron Savior. Das in dieser Zeit entstandene Material zieht sich bis heute wie ein roter Faden sowohl durch Kai's als auch durch Piet's Kompositionen.
1981: Der ewige Aufwand, um vor 3-4 betrunkenen Leuten in den finsteren Gemeindezentren Hamburgs zu spielen, ging Piet derart an die Nerven, daß er das Handtuch warf und die Band verließ. Für die nächsten drei Jahre lagen seine musikalischen Aktivitäten auf Eis, während Kai mit dem Rest der Gruppe die später äußerst erfolgreiche Band HELLOWEEN gründete.
1984 tastete sich Piet wieder an das Songwriting heran, stockte sein Equipment langsam auf und begann als Tonassistent in verschiedenen Hamburger Studios zu arbeiten. Eine Rückbesinnung auf alte Werte fand statt, seine Songs wurden immer rockiger.
1987 produzierten Piet und Kai für eine Hamburger Band ein Demo und stellten fest, daß es einfach wieder Spaß machte zusammen Musik zu machen.
1988 ging Piet für ein Jahr nach Los Angeles, um sich als Soundengineer und Produzent professionell ausbilden zu lassen. Unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Deutschland begann er an GAMMA RAYs Album Heading For Tomorrow als Engineer zu arbeiten. Diese Produktion bot ihm die einzigartige Möglichkeit sein Können in der Praxis unter Beweis zu stellen. 1990 verlegte Kalle Trapp seine Karo Studios nach Hamburg, in denen Piet seine Tätigkeiten als Engineer fortsetzte. Hier traf er erstmals auf BLIND GUARDIAN und arbeitete an deren Tales From The Twilight World Album. In den folgenden Jahren trat Piet als Engineer oder Produzent für mehrere Platten in Erscheinung, unter anderem auf Somewhere Far Beyond, Tokyo Tales, Imaginations From The Other Side, Heaven Can Wait, Sigh No More, The Reaper, Symphonie Of Death u.v.m.
1994: Piet schaffte es zwischen seinen CD Produktionen ein paar eigene Titel zu schreiben, da er mit Uwe Lulis (GRAVE DIGGER) im Karo Studio arbeitete. Am Ende der Session stellte sich allerdings schnell heraus, daß nur ein Titel wirklich überzeugend war: Iron Savior. Atlantis Falling und Brave New World lagen als Ur-Versionen zwar schon vor, waren aber vom Arrangement noch nicht ausgereift. Als auch noch eine ganze Reihe positiver Reaktionen auf Iron Savior kamen, traf Piet die Entscheidung, ein eigenes Album mit mindestens 10 Titeln aufzunehmen. Allerdings verzögerte sich die Produktion, da die Aufnahmen zu Imaginations From The Other Side und Forgotten Tales sowie die anschließende BLIND GUARDIAN Tournee dazwischen kamen, bei der Piet für die Jungs an den Reglern stand.
1996 konnte sich Piet endlich ganz auf das IRON SAVIOR Projekt konzentrieren und begann im Herbst mit Kai die Lead Vocals aufzunehmen. Im Laufe dieser kreativen Zusammenarbeit wuchs Kai immer mehr in das Projekt hinein und bekam einen immer stärkeren Bezug zu den Songs.
Im Januar 1997 begannen bei Kai im Studio die Drumrecordings mit Thomen Stauch (BLIND GUARDIAN). Thomen hatte ein hartes Stück Arbeit vor sich, da er auf eine fertige Produktion spielen mußte und somit extrem timingfest sein mußte. Nach 14 Tagen war es geschafft, die Drums waren auf Band und Piet konnte seine Gitarren und Gesänge zu 90% behalten - ein Ergebnis, das niemand so recht erwartet hatte. Im Februar spielte Piet der Einfachheit halber die Bässe weitgehend selbst ein, da er seine Stücke natürlich am besten kannte und keine Zeit für weitere Proben verlieren wollte. Die Zeit wurde allmählich zum Hauptproblem, denn auch GAMMA RAY mußten mit ihren Recordings zu Somewhere Out In Space beginnen. Während der Mixsession kam noch einmal Besuch aus Krefeld und Piet nahm mit Hansi Kürsch (BLIND GUARDIAN) in Rekordzeit seine Leadvocals und alle Chöre für den entsprechenden Titel auf.
Im März 1997 war es dann endlich geschafft: Der Mix war fertig und Piet hatte tatsächlich das Gefühl ein ziemlich gutes Album gemacht zu haben. Nach einer relativ kurzen Verhandlungsphase wurde Piet im April mit dem Label Modern Music, das ihm natürlich durch Kai bekannt war, handelseinig und der Vertragsabschluß kam zustande.
Wolfgang Volk (01.09.1997)